Einschätzungen zur Verkehrssituation in Hirschau (von Barbara Göger, Ortschaftsrätin)

Im Verkehrsnetz für Autos und Lastwagen tut sich was: Die Brücke nach Weilheim und die B28 neu werden demnächst eröffnet – aber bringt das schon die gewünschte Entlastung für Hirschau? Viele vermuten, dass ein nicht geringer Anteil des (LKW-) Verkehrs auch weiterhin den Weg mitten durch Hirschau nimmt – aus ganz unterschiedlichen Gründen: Gewohnheit, kürzere Strecke, Umgehung der Maut …

Wir erinnern an unsere Aktion „LKWs raus aus Hirschau – das wäre schön“. Bei den nachfolgenden Diskussionen haben wir eine überwiegend positive Resonanz bekommen, vor allem zum generellen Anliegen: der Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in Hirschau. Hier gilt es, die Situation nach der Eröffnung der B28 neu sehr genau zu beobachten und die Realisierbarkeit unserer Vorschläge zur Verkehrsberuhigung zu überprüfen.

Ein Blick nach Kiebingen und Bühl ist dabei sehr aufschlussreich: Trotz naheliegender B28 neu muss dort die Ortsdurchfahrt umgestaltet und beruhigt werden, sonst bleiben Verkehr, Tempo und Lärm im Ort – und das gilt ziemlich sicher auch für Hirschau.

Umgekehrt birgt der durch die B28 neu gewünschte Verkehrsrückgang leider auch eine Gefahr für Hirschau: Etwas weniger Verkehr und eine sanierte Ortsdurchfahrt führen zwar erfreulicherweise zu weniger Lärm – das kann aber auch wieder zu Tempo 50 führen! Denn Tempo 30 auf Durchgangsstraßen kann bislang nur aus Lärmschutzgründen angeordnet werden.

Verkehrsberuhigung und Aufenthaltsqualität bleiben also weiterhin ein sehr komplexes Thema. Man darf auch gespannt sein, wie sich die Verkehrspolitik der neuen Bundesregierung hier weiter entwickelt. Generell Tempo 30 innerorts (mit gewissen Ausnahmen) wäre da eine gute Option.

Was uns auch ein Dorn im Auge ist: Auf dem Westbügel des Rittwegs darf heute mit Tempo 100 gefahren werden! Warum also nicht das Ortsschild versetzen, damit hier Tempo 50 gilt? Wer am Ortsrand wohnt hätte es ruhiger, man kommt leichter vom Rittweg auf die L370 und die Querung des Neckartalradwegs –
täglicher Schulweg vieler Hirschauer Kinder und Jugendlicher – wird sicherer.

Es gibt aber nicht nur den Autoverkehr. Beim letzten Bürgerentscheid haben sich leider nur 43 % für den Bau der Tübinger Innenstadtstrecke der Regional-Stadtbahn Neckaralb ausgesprochen. Mit dem Bau der Innenstadtstrecke verknüpft war eine schon lange gewünschte Takt- und Haltestellenverbesserung beim Busverkehr von und nach Hirschau, vor allem ein durchgängiger 15-Minuten-Takt.

Wir finden, dass diese geplanten Verbesserungen trotzdem rasch angegangen werden müssen. Wahrscheinlich geht das aber nicht ganz so schnell wie bei der Sitzbank an der Haltstelle Volksbank „Nord“, die das TüBus-Team und das Tiefbauamt der Stadt Tübingen auf unsere Anregung hin aufgestellt haben.

Auch beim Fahrradverkehr in Hirschau, zwischen Hirschau und Tübingen, aber auch zwischen Hirschau und Rottenburg sehen wir einige gravierende „Baustellen“ und großen Verbesserungsbedarf – damit werden wir uns in nächster Zeit noch mal eingehend befassen. Für das Frühjahr 2022 planen wir zum Beispiel eine „Rad-Problemfahrt“ zum Mitradeln.

Und wenn dann noch Energie da ist, wollen wir uns um ein Thema kümmern, das vielen nicht bekannt ist: Die deutsche Alleenstraße führt nämlich über die L370 Wurmlingen – Hirschau – Tübingen. In diesem Bereich aber stellenweise fast ohne Bäume, vor allem zwischen Hirschau und Wurmlingen. Das würden wir gerne gemeinsam mit Mitstreiter:innen im Ortschaftsrat und mit unseren Nachbarorten ändern.

Aufgrund der entlang der Straße herrschenden Eigentumsverhältnisse und  entsprechender Auflagen gestaltet sich das nicht einfach. Wir verlieren es trotzdem nicht aus dem Blick. Es wäre doch einfach schön, wenn eines Tages wieder auf beiden Seiten Bäume stehen würden, und ein Landschaftseindruck,
an den sich viele noch erinnern, wiederhergestellt werden könnte.

Barbara Göger, Ortschaftsrätin
Für die Grüne Liste Hirschau